Nokia Lumia 930 (Icon) Windows Phone 8.1

(09.07.2014 12:00 CET)

Das Nokia Icon war zu seiner Zeit ein hochinteressantes Gerät: Full HD-Display bei einem 5 Zoll-Display, also die selbe Auflösung wie das 1520, aber deutlich angenehmere Grösse. Nun war das Icon auf Grund seiner Frequenzbänder nur für die USA ausgelegt, und erst ein halbes Jahr später kommt mit dem Lumia 930 der Europäische Nachfolger des Lumia 925 und das Pendant zum Icon.

Steinig war der Weg bis zum Erscheinen des Lumia 930: Schon früh die Nachricht, dass auf Grund des verbauten Displays kein Glance (also die Darstellung von Benachrichtigungen und Bildern auf dem Standby-Bildschirm) möglich wäre, dann gab es weitere Verzögerungen, dann die Gerüchte, dass das Gerät sehr warm würde und nochmal überarbeitet würde, und auch der relativ hohe Preis von EUR 579,- war eher in der Kritik. Anfang Juli 2014 ist das Lumia 930 nun verfügbar mit einem Strassenpreis knapp über den EUR 500,- Ist es nun aber das neue Flaggschiff oder nur ein schon beim Verkauf in die Tage gekommener Ladenhüter?

Die Wahrheit liegt einmal mehr dazwischen. In der Summe ist das Lumia 930 ein Oberklasse-Smartphone, das vor allem durch sein Full HD-Display und den Alu-Rahmen um das Gerät herum zu gefallen weiss. Es ist mit 167 Gramm Gewicht nicht eines der leichtesten Windows Phones, schafft aber im Zusammenhang mit der wie gewohnt hervorragenden Verarbeitungsqualität eine unglaublich gute Haptik. Leider trüben alle möglichen kleinen Mängel den positiven Gesamteindruck. Marginal zwar, aber für Nokia-Verhältnisse schon durchaus spürbar.

Schon mit dem Lumia 630 (dem ersten Windows Phone 8.1 Gerät von Nokia) hatte man von der gewohnten blauen Pappverpackung auf eine buntere, flache Verpackung umgestellt. Diese spielt mit der Modellnummer der Geräte (es ist auf der abgebildeten Anzeige 9 Uhr 30), was schon bei den früheren Modellen der Fall war. Allerdings wirkt die Verpackung deutlich weniger wertig als die bisherigen, und das wird komplettiert durch das Fehlen eines Headsets/Kopfhörers. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Nokia hier auf dem Spartrip ist (wobei sich die Kosten eines einfachen Headsets durchaus in Grenzen halten dürften) oder dezent auf die eigene Zubehörpalette hinweisen will, der erzeugte Eindruck ist auf jeden Fall - vor allem bei einem HighEnd-Gerät - erst einmal negativ. 

 Nokia hat wie beim Lumia 630 Orange und Neon-Grün mit ins Portfolio aufgenommen (neben Weiss und Schwarz) und bietet damit extreme Kontraste von der schwarzen Vorderseite zum gegebenenfalls grellbunten Akkudeckel. Dieser ist allerdings nicht vom Benutzer wechselbar, man sollte sich die Geräte im Vorfeld auf jeden Fall live ansehen. Verzichtet wurde leider auf das bisher durchgängig verfügbare Kanariengelb.

Die Frontscheibe aus Corning Gorilla Glass 3 wölbt sich leicht und ist so auch an den Rändern wunderbar zu bedienen, und mit Aussenmassen von 137 * 71 * 9,8mm ist wahrlich nicht viel unnützer Rand zu finden. Trotz seiner 5 Zoll ist das Lumia 930 wunderbar mit einer Hand zu bedienen. Grenzwertig zwar, aber noch genau so, dass man beim Antippen der Ecken des Displays nicht diesen Moment des Schrecks erfährt, indem man das Gerät auf den Boden segeln sieht.

Die Kombination von Full HD-Auflösung (1920*1080) und der Diagonale bringen das Lumia 930 auf eine hervorragende Pixeldichte von 441ppi.

Wie bei den letzten Lumias ist das Display des 930 auch im Sonnenlicht hervorragend lesbar, dafür sorgen die internen Algorithmen, die in Verbindung mit dem Umgebungslichtsensor entscheiden, wann der High-Brightness-Modus eingeschaltet wird (die Farben erscheinen dann grell, Inhalte sind aber eben auch noch in hellem Sonnenlicht zu lesen). Allerdings: Zum einen zieht das Display deutlich deutlicher Fingerabdrücke an als das der anderen Geräte, was auch, aber nicht nur im Sonnenlicht stört. Zum anderen ist das Thema „Glance“ einfach ärgerlich: Wer schon ein neueres Lumia besitzt, der hat sich einfach daran gewöhnt, dass er die wichtigsten Informationen wie aktuelle Zeit und Benachrichtigungen auch bei ausgeschaltetem Gerät sehen kann. Warum auch immer das beim Lumia 930 nicht funktioniert (ob es nun am Displaytyp liegt oder einfach nicht umgesetzt werden konnte zum Start des Gerätes): Nokia sollte hier der Konsequenz wegen nachlegen. Und wenn es nur eine so einfache Implementierung wie bei TimeMe (einer kostenlose App, die neben anderen Dingen einen Standbymodus mit Zeitanzeige bietet) ist.

Der 2420mAh Akku des Lumia 930 hatte in den ersten Tests für Verunsicherung geführt: Einige Berichte sprachen von katastrophaler Akkulaufzeit, die nicht einmal einen Arbeitstag durchhalten würde. Nun mag es sein, dass diese Aussagen noch von einer Pre-Release-Version kamen, denn in einem der Developer Preview-Updates war ja genau ein Problem des Stromverbrauchs adressiert worden. In der Praxis überzeugt das Lumia 930 im Test: bei normaler Last mit Dauerverbindung ins Internet (gemischt HSDPA und LTE), moderatem Surfen, häufiger Emailabfrage plus einer Stunde Telefonie am Tag kommt das Gerät knapp an zwei Arbeitstage. Im Vergleich zu den anderen Modellen also ein guter Wert und auf jeden Fall genug, um über einen kompletten, intensiven Arbeitstag zu kommen.

Aufgeladen werden kann es dann normal mit einem microUSB-Kabel und per kabellosem Laden mit einem Qi-Ladegerät.

Allerdings ist das Thema der Wärmeentwicklung tatsächlich vorhanden: Wenn das Gerät arbeiten muss (und hier reicht bereits das intensive Surfen), dann wird die Rückseite spürbar warm. Nicht heiss, aber eben deutlich wärmer als die „Ruhetemperatur“. Nun mag das in heissen Ländern ein Problem sein, in unseren Breitengraden trotz Temperaturen um die 30 Grad (wie am Anfang des Tests) aber weit davon entfernt, problematisch zu sein. Die Batterieabdeckung des 930 ist so dünn, dass sich die vom Prozessor abgegebene Wärme offensichtlich deutlicher durchsetzt als bei Geräten mit dickerer Rückwand.

Die Leistungsabteilung des Lumia 930 mit dem Qualcomm Snapdragon 800 Quad-Core 2.2 GHz-Prozessor und 2GB RAM sollte auf dem Papier problemlos alle Anforderungen ruckelfrei umsetzen, in der Praxis allerdings zeigt sich dann doch der eine oder andere Hakler. Diese Hakler aber sind nur unregelmässig zu sehen, und da auch anspruchsvolle Spiele ohne Probleme laufen, ist das mit hoher Wahrscheinlichkeit noch durch Updates von Windows Phone 8.1 und Nokias Cyan in den Griff zu bekommen.

WLAN 802.11 a/b/g/n/ac , Bluetooth 4.0, NFC und LTE komplettieren die Kommunikationsmittel des 930.

Das Paket wird komplettiert durch die 20 Megapixel-Kamera mit Carl-Zeiss-Optik. Es macht immer wieder Spass, mit einem der Top-Lumias Fotos zu machen, denn sowohl die Schärfe und der Kontrastreichtum als auch die Fähigkeit, auch in schlechten Lichtbedingungen noch gute Fotos zu machen hat das Lumia 930 vom 1520, mit dem es sich den Sensor teilt, geerbt. Die Auflösung ist mit 5/16 Megapixel (im Standard wird ein „kleines“ und ein hochauflösendes Bild geschossen) geringer als beim Lumia 1020, damit natürlich auch die Möglichkeit des verlustfreien Hereinzoomens beschränkter. Macht aber nichts. Für den hochwertigen Schnappschuss mittendrin mehr als ausreichend. Oder besser: Begeisternd. Ich bin schon mit dem 1520 dazu übergegangen, die Digitalkamera nur dann mitzunehmen, wenn ich wirklich starken Zoom brauche oder wirklich extrem hochwertige Fotos. Und das wird sich mit dem Lumia 930 noch vereinfachen, einfach, weil es kleiner ist. Einmal mehr fraglich ist allerdings, warum einem Telefon mit dem HighEnd-Anspruch nur 32GB Speicher mitgibt und keinen microSD-Slot integriert hat. Das mag konsequent in der 9xx-Reihe sein, ist aber einfach nicht mehr zeitgemäss.

(Klick auf das kleine Bild öffnet die Originalgrösse)

Preis:

Zum Start Marktpreis ca. EUR 540,- hier.

Fazit:

Ist nun das Lumia 930 das neue Supersmartphone? Ich bin hin- und hergerissen. Auf der einen Seite ist es ein hochwertig verarbeitetes, gut ausgestattetes Gerät, schnell, mit starkem Akku und einer hervorragenden Kamera. Die Performance-Themen sind nicht störend, damit auch kein wirklicher Abstrich-Faktor. Der limitierte Speicher ist ein wiederkehrender Faktor, aber – zumindest in meiner Nutzung – tragbar.

Was mir beim Lumia 930 fehlt, ist der Wow-Effekt, den ich bei anderen Geräten hatte. Alles ist gut, alles ist hochwertig, aber trotzdem ist das Gerät gefühlt nur ein weiteres unter vielen. Sicherlich trägt das Fehlen von Glance auch ein wenig dazu bei, aber das alleine kann es nicht sein. So bleibt am Ende die Freude an einem hochwertigen Gerät, das seinen Platz in der Modellpalette gefunden hat, die übliche Begeisterung aber will sich nicht so recht einstellen. Aber das ist Jammern auf höchstem Niveau…

Andere News, die Sie interessieren könnten:

Andere Reviews, die Sie interessieren könnten:

Andere Tips & Tricks, die Sie interessieren könnten:

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Dienste. Durch die Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen.